→ unwillkürlicher Harnabgang
1. Belastungsinkontinenz:
→ Kleine Urinmengen gehen unwillkürlich ab bei hohen intraabdominellen Drücken, die Blase selbst ist nicht betroffen (keine Detrusoraktivität). Geht häufig mit Senkungen einher. 70% der Harninkontinenzen!
Einteilung:
Grad 1: Harnträufeln/ Urinabgang beim Husten, Lachen, Niesen, Pressen
Grad 2: Urinabgang bei leichter körperlicher Belastung (gehen, Treppen steigen)
Grad 3: Urinabgang unabhängig von Tätigkeit (Stehen, liegen)
Therapie:
Konservativ/ PT:
Beckenbodenarbeit
Vaginalgewichte
Biofeedback
Verhaltensmodifikation
Gewichtsreduktion
Pessartherapie
Medikamente:
Duloxetin
Östrogen
2. Dranginkontinenz:
→ auch "urge" Inkontinenz, überaktive Blase
10-20% der Inkontinenzen (häufig aber gemischt mit Belastungsinkontinenzen und dann öfter)
Wichtig zu unterscheiden:
Drangblase: imperativer Harndrang ohne Urinabgang (Urge Syndrom, zB bei Blasenentzündungen)
Dranginkontinenz: imperativer Harndrang mit Urinabgang
Ursache:
Zentralnervöse Störung der Steuerung, Detrusoraktivität wird nicht gehemmt (MS zB)
Gesteigerte Detrusorerregbarkeit (Veränderungen am Detrusor, kann "anerzogen" sein!)
Befund/ Diagnostik:
Miktionstagebuch!
Behandlung:
Therapie der Grunderkrankung durch den Arzt
Pessartherapie
Medikamente: Parasympatholytika oder pflanzliche Mittel: Bärentraubenblätter
Operativ: Sakrale Elektrostimulation (Schrittmacher), Sanierung reizender Faktoren
Physiotherapie:
Blasentraining
Beckenbodenarbeit
Entspannungstherapie
Was beinhaltet Blasentraining?
Auswerten des Miktionstagebuchs;
Aufschubstrategien, zB: Inneres Blasengespräch, Druck an der Clitoris, Beine zusammen, Bewegung
Trinkmenge regulieren;
Tages-Abläufe anders gestalten: zB. vorm Tür aufschließen nochmal eine Runde ums Haus gehen, um Zeitabstände zu vergrößern und konditionierte Verhaltensmuster aufzubrechen
Zeitabstände vergrößern zwischen den Toilettengängen
3. Reflexinkontinenz:
→ Männer = Frauen
→ Blasenkontrolle aufgehoben, Inkontinenz bei Blasenlähmung aufgrund neurologischer Schädigung
Zwei Formen:
Spinale Reflexinkontinenz: Rückenmarksschädigungen, Querschnitt, MS
Supraspinale Reflexinkontinenz: Schädigung des Gehirns
Therapie:
Medikamente: Anticholinergika
Katheterisierung
4. Überlaufinkontinenz:
→ Chronische Harnretention mit Harninkontinenz
→ Männer > Frauen
→ Ständiges Harnträufeln weil Blasendruck größer ist als Urethraldruck
Ursachen:
Harnflussbehinderung: Prostatahyperplasie, Harnwegssteine
Deinnervation des Detrusors: Z.n. Gyn-OPs, neurologische Erkrankungen, Polyneuropathien bei Diabetes
Therapie:
Medikamente: Parasympathikomimetika
Operativ: Beseitung der "Hindernisse"
Künstliche Harnableitung (CAVE: Infektionsrisiko höher!)
Fazit:
Inkontinenzrate: 50%, allerdings vermutlich viel mehr!
Komplikationen:
Rezidivierende Harnwegsinfekte
Überlaufinkontinenz → Stauungsniere
Blasenentleerungsstörungen
Chronische Schmerzsyndrome, Drangproblematiken (zB nach OPs)
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