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  • AutorenbildLara

Hypothesengesteuertes Befunden

Aktualisiert: 25. Jan. 2020

Was ist das Ziel meiner Behandlung? Wieso ist es das Ziel? Wonach richtet sich meine Behandlung?

- Im idealen Fall nach meinem Befund! Wenn ich nicht weiß wieso mein Patient in der Praxis/ der Klinik ist, kann ich ihm nicht helfen. Es gilt also herauszufinden wo das funktionelle Problem des Patienten liegt. Aber was heißt "hypothesengesteuert" und wieso muss ich einen Befund machen, die Diagnose vom Arzt steht doch auf dem Rezept/ im Arztbrief?





Grundsätzlich orientiert sich die Befundung an der ärztlichen Diagnose; jedoch ist es häufiger der Fall dass diese viel zu allgemein, wenn nicht sogar ungenau (oder falsch, auch wenn das die Ausnahme sein sollte) ist. Allein die Diagnose "LWS Syndrom" ist einzeln ungefähr so aussagekräftig wie "Rückenschmerz", und dementsprechend nicht ausreichend für eine individuelle und Ursachen-fokussierte Behandlung. Wo wir beim nächsten Punkt wären: Ziel beim Befunden ist die Ursache für das Problem des Patienten zu finden um diese dann zu behandeln.


Was wir also zu allererst also wissen müssen ist weswegen der Patient bei uns ist. Was ist sein Problem? Kann der Fliesenleger nicht arbeiten gehen weil er Knieschmerzen hat? Kann die ältere Dame nichts mehr aus dem Hängeschrank im Wohnzimmer holen, weil sie den Arm nicht mehr als 100° flektieren kann? Kann die COPD Patientin nicht mehr alleine einkaufen gehen weil sie nach 8 Treppenstufen an einer Belastungsdyspnoe leidet?

Das Problem des Patienten ist nicht die Arthrose, das Impingement Syndrom oder die Dyspnoe, sondern meist die mangelnde Selbstständigkeit oder nicht in der Lage zu sein, am sozialen Leben teilzunehmen; das ist es was den Patienten beschäftigt. Unsere Aufgabe ist es dann, die Ursache und die begünstigenden Faktoren herauszufinden und behandeln, aber auch Lösungen anbieten im Falle von persistierenden Beschwerden oder zur Überbrückung.


Nachdem wir das eigentliche Problem des Patienten gefunden haben und eine Hypothese haben, was die Ursache darstellen könnte; gilt es daran diese zu beweisen. Das klingt vielleicht überflüssig, aber um transparent zu arbeiten (für Kollegen, Ärzte und Krankenkassen) und um einen Vorher-Nachher-Vergleich zu haben (also nachweisen können, dass unsere Therapie erfolgreich war), ist es wichtig objektive Ausgangswerte zu haben.

Wenn der Arm unseres Patienten nach einer konservativ versorgten Humerusfraktur über Wochen ruhiggestellt war, ist die Extension im Ellenbogengelenk eingeschränkt. Mit dem Goniometer (oder geschätzt) kann man jetzt das Bewegungsausmaß mit der Neutral-Null-Methode (kurz: NND) dokumentieren, zB. 120/0/10, auf der betroffenen Seite dann eventuell nur 120/10/0. Wenn man am Ende der Therapie wieder befundet, kann man eventuell eine Verbesserung nachweisen.


Als vorerst letztes gilt es die Hypothese zu verifizieren oder zu falsifizieren. Wenn meine Hypothese nun ist, dass die Ellenbogenextension eingeschränkt ist, weil der biceps brachii durch die lange Ruhigstellung in Annäherung verkürzt ist, kann man einen MFD Verlängerungstest nach Janda machen und sollte dieser mit 2/2 bestätigt werden, kann ich meine Behandlung danach ausrichten.


Als Checklist kann man das ganze so abkürzen:

  1. Problem erkennen

  2. Problem objektivieren

  3. Ursache finden: Hypothese verifizieren/ falsifizieren

Wichtig: Nicht an Dingen festbeißen, die dem Patienten keine Beschwerden bereiten; statische Abweichungen hat eigentlich jeder Patient, aber eine +LWS ist bei einem chirurgischen Patienten, der nicht alleine auf Toilette gehen kann, definitiv nicht das Hauptproblem.

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