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  • AutorenbildJördis

Grundlagen Arthrologie

Aktualisiert: 6. Jan. 2022

Arthrologie bedeutet übersetzt „die Lehre der Gelenke“ oder „Gelenklehre“.


Gelenkformen - Rotarionsbewegungen und Translationsbewegungen

Gelenke mit Rotationsbewegungen:

1. Kugelgelenk: z.B. Schultergelenk = Art. Humeri/glenohumerale (flache Gelenkspfanne im Verhältnis zum Gelenkkopf) > 3 senkrecht zueinander stehende Bewegungsachsen = 6 Hauptbewegungen

2. Kugelgelenk oder „Nussgelenk“: z.B. Hüftgelenk = Art. coxae (Gelenkkopf wird von der Gelenkpfanne tief umschlossen) > 3 senkrecht zueinander stehende Bewegungsachsen = 6 Hauptbewegungen

3. Eigelenk: z.B. proximales Handgelenk = Art. Radiocarpalis > 2 Bewegungsachsen = 4 Hauptbewegungen

4. Sattelgelenk: z.B. Daumensattelgelenk = Art. carpometacarpalis pollicis > 2 Bewegungsachsen = 4 Hauptbewegungen

5. Scharniergelenk: z.B. Teil des Ellenbogengelenks = Art. cubiti > 1 Bewegungsachse = 2 Hauptbewegungen

6. Rad- oder Zapfengelenk: z.B. proximales Radioulnargelenk = Art. Radioulnaris proximales > 1 Bewegungsachse = 2 Hauptbewegungen



Gelenke mit Translationsbewegungen

1. Beispiel: Art. Femoropatellaris > 1 Freiheitsgrad nach caudal und cranial= 2 Hauptbewegungen. Bei der Streckung des Kniegelenks bewegt sich die Patella nach cranial und bei der Beugung nach caudal.

2. Beispiel: Zwischenwirbelgelenk/Facettengelenk = Art. Zygapophysialis (plane Gelenkfläche) > 2 Freiheitsgrade = 4 Hauptbewegungen.


Bei beiden Beispiel bzw. Allgemein bei planen Gelenken ist keine Konvexität oder Konkavität festzustellen, da beide Gelenkflächen flach ausgeprägt sind. Bei den Hauptbewegungen sprechen wir auch von Gleitbewegungen.


Aus der Manuellen Therapie

Grundbegriffe:

1. „Osteokinematik“: Die Bewegung des Knochens im Raum. Die Bewegung ist sichtbar und messbar, beispielsweise mit einem Goniometer (Winkelmesser).

2. „Arthrokinematik“: Die Bewegung innerhalb des Gelenks bei einer osteokinematischen Bewegung (=Rollgleiten). Meist rollt der distale Gelenkpartner.

3. „Ruhestellung“: Die Position der Gelenkpartner, bei der am wenigsten Kontakt herrscht und der Kapsel-/Bandapparat entspannt ist.

4. „Verriegelte Stellung“: Die Gelenkpartner haben größtmöglichen Kontakt und der Kapsel-/Bandapparat ist maximal gespannt. Das Gelenk befindet sich somit in seiner stabilsten Position.

Zum Thema Kapselmuster haben wir bereits ein Beitrag. Schau doch da nochmal vorbei!


5. „Physiologisches Roll-Gleitverhalten“: Das Gelenk hat eine „Rollphase“ und eine „Gleitphase“. Die beiden Phasen finden nur in Kombination statt.

6. „Konvex-konkav-Regel“: Wenn ein konkaver Gelenkpartner sich bewegt, erfolgt das „Gleiten“ in die gleiche Richtung. Bei einen konvexen Gelenkpartner findet das „Gleiten“ entgegengesetzt der „Rollbewegung“ statt. Hierbei bezieht sich die Festlegung der Begriffe „Konvexes Gelenk“ und „Konkaves Gelenk“ auf den distalen Gelenkpartner.

Allgemein: Gilt die Konvexregel, sind Arthro- und Osteokinematik gegensinnig. Gilt die Konkavregel sind sie gleichsinning.


Wie kann ich mir „konvex“ und „konkav“ merken und erkenne dadurch, welcher Gelenkspartner welcher Form entspricht?


„War das Mädchen brav, bleibt der Bauch konkav. Hatte sie Sex, wird der Bauch konvex“ (N-JOY vom NRD, 2021).


7. „Kinematik“: Die Kinematik beschreibt die Bewegung eines Körpers, ohne dabei einwirkende Kräfte oder Massen zu berücksichtigen.

8. „Kinetik“: Die Kinetik (griechisch kinesis „Bewegung“) beschreibt die Änderung der Bewegungsgrößen (Ort, Geschwindigkeit und Beschleunigung) unter Einwirkung von Kräften und berücksichtigt dabei auch die Masse der bewegten Körper. Die Kinetik ist somit, ebenso wie das Gegenteil die Statik, eine Untergruppe der Dynamik.


Roll-Gleiten

1. Rotation ohne Weggewinn (=Gleiten): Ein Punkt der einen Gelenkfläche berührt nacheinander verschiedene Punkte der anderen Gelenkfläche. Je kongurenter die Gelenkflächen sind, desto größer ist die Gleitkomponente (Beispiel: Hüftgelenk). Je inkongurenter die Gelenkflächen sind (Beispiel: Kniegelenk), desto größer ist die Rollkomponente. Das sind Beispiele für Kugelgelenke.


2. Rotation mit Weggewinn (=Rollen): Die Oberfläche des rotierenden Gelenkkörpers walzt sich auf der Gelenkfläche des anderen Gelenkkörpers ab. Das bedeutet, dass jeder Punkt der einen Gelenkfläche kommt jeweils mit einem ganz bestimmten Punkt der anderen Fläche in Kontakt. Die Abbildung zeigt als Beispiel das Kniegelenk, welches ein Scharniergelenk ist. Je inkongurenter die Gelenkflächen sind (Beispiel: Kniegelenk), desto größer ist die Rollkomponente. Je kongurenter die Gelenkflächen sind, desto größer ist die Gleitkomponente (Beispiel: Hüftgelenk).

Beispiele für die Arthrokinematik:

1. Sprunggelenk (=Art. Talocruralis): Das obere Sprunggelenk ist nach der „Konvex-Konkav-Regel“ ein konvexes Gelenk. Zu Erinnerung: Die Festlegung der Bezeichnung richtig sich immer nach den distalen Gelenkpartner. Der Talus ist wie eine Walze geformt und somit konvex. Somit besagt die Regel nach Kaltenborn, dass die Bewegung und die Gleitbewegung in die gleiche Richtung gehen. Ein Rollen findet nur in minimaler, kaum merklicher Ausführung statt, da die Gelenkflächen kongurent sind.


2. Daumensattelgelenk (=Art. carpometacarpalis pollicis): Hierbei handelt es sich um ein konkaves Gelenk. Beide Gelenkpartner haben eine konkave Form, was das typische Merkmal eines Sattelgelenks ist. Die „Konvex-Konkav-Regel“ besagt, dass die Bewegung und die Gleitbewegung entgegengesetzt abläuft.


3. Proximales Radioulnargelenk (=Art. Radioulnaris proximalis): Bei diesem Gelenk ist es besonders schwer festzulegen, ob es sich um ein konvexes oder konkaves Gelenk handelt, da die Eigenschaft es Zapfgelenks ist, dass sich die Gelenkspartner „umeinander drehen“. Da die Circumferentia articularis radii (konvex geformt) „etwas distaler“ als die Incisura radialis ulnaris (konkav geformt) zu lokalisieren ist, handelt es sich um ein konvexes Gelenk. Die Bewegung und die Gleitbewegung laufen entgegengesetzt gesetzt ab. Zudem sind die Gelenkflächen recht inkongruent, sodass eine größere Rollkomponente besteht.


4. Handgelenk (=Art. Radiocarpae): Das Art. Radiocarpae, welches als Eigelenk definiert ist, ist ein konvexes Gelenk, da die distalen Gelenkpartner, vor allem Os scaphoideum, aber auch Os lunatum und Os triquetrum konvex geformt sind. Auch hier ist die Gleitkomponente höher als die der Rollkomponente.


Bewegung der Menisken bei Kniebewegung


Nochmal kurz zur Funktion der Menisken im Knie:

  • Sie vergrößern die Kontaktfläche zwischen den Gelenkanteilen.

  • Sie gleichen Inkongruenzen der Gelenkflächen aus.

  • Sie puffern den Druck auf die Gelenkfläche ab und verteilen ihn.

  • Sie unterstützen die Führung des Gelenkkopfs in der Gelenkpfanne.

„Sie besitzen ein keilförmiges Profil, sodass sie jeweils einen Femurkondylus wie eine Manschette umgeben. Die Menisci sind untereinander durch Bänder verbunden, ihre Enden sind an der Tibia angeheftet und ihre Ränder mit der Gelenkkapsel des Kniegelenks verwachsen. Da sie ansonsten

beweglich sind, können sie sich den unterschiedlichen Krümmungen der Femurkondylen anpassen; dabei folgen sie deren Bewegungen auf dem Tibiaplateau. Bei der Winkelbewegung des Kniegelenks (Beugen und Strecken) führt das Femur eine kombinierte Gleit- und Rollbewegung auf der tibialen Gelenkfläche durch, wobei die Menisci mit zunehmender Beugung um 1 cm und mehr nach hinten gezogen werden. Auch bei der Rotationsbewegung des Unterschenkels gegen den Oberschenkel bzw. des Femurs gegen die im Stand fixierte Tibia werden die Menisci analog den Verschiebungen des medialen und lateralen Femurkondylus mitbewegt. Je weiter diese Bewegungsausschläge geführt werden, desto mehr geraten sie unter Spannung.“

(Zimmer & Appel, 2021, S. 86)


Somit treffen zwei Tatsachen zu:

- Die Menisci bewegen sich bei Flexion und Extension mit der Tibia.

- Die Mensici bewegen sich bei fixierter Tibia mit den Femurkondylen.


Relevanz in der Therapie:

Ebenso wie andere Konzepte oder Behandlungstechniken ist hier individuell zu entscheiden, ob man sich eher den wissenschaftlichen oder, den vorsichtig gesagt, „veralteten“ Ansichten widmet. Da die Unterrichtsinhalte gesetzlich vorgegeben sind, muss man es in der Ausbildung leider so akzeptieren. Danach steht es jedem frei, welchen Wert man den jeweiligen Informationsinhalten zuschreibt.


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