Dieser Gastbeitrag ist von Madleen :)
→ Brüche bzw. Frakturen des Radius, welcher bis zu 3 cm vom Handgelenk entfernt ist
Epidemiologie:
Mit 25% die häufigste Fraktur bei Erwachsenen
Treten häufiger beim weiblichen biologischen Geschlecht auf
Ursachen:
Überwiegend im Zusammenhang mit einem Sturz (Abstützfunktion) -> oft indirekte Gewalteinwirkung
Bei älteren Patient*innen:
Im Zusammenhang mit Osteoporose, deshalb auch bei Bagatelltraumen möglich
Unsicheres Gangbild (koordinative Defizite, z.B. Gleichgewichtsstörungen)
Herz-Rhythmus-Störungen
Bei jüngeren Patient*innen:
Verkehrs- und Sportunfälle (größere Krafteinwirkung), Schlag und Abwehreaktion -> oft direkte Gewalteinwirkung
Formen:
75% einfacher Radiusbruch, ansonsten kombinierte Frakturen, wie beispielsweise Gelenksflächen
Formen orientieren sich an dem Unfallhergang:
Smith-Fraktur: Flexionsfraktur, das Handgelenk befand sich bei dem Trauma in einer flexorischen Stellung
Colles- Fraktur: Extensionsfraktur, das Handgelenk befand sich bei dem Trauma in einer extensorischen Stellung → kommt häufiger vor, da bei dem Unfallhergang (meistens Sturz) eine Abstützfunktion vorliegt und die Handinnenfläche zuerst aufkommt
Galeazzi-Fraktur: Radiussschaftfraktur mit Luxation des distalen Ulnarkopfes
Monteggia-Fraktur: proximale Ulnarschaftfraktur mit Luxation des Radiuskopfes im proximalen Radioulnargelenk -> Supination in Nachbehandlung oft kontraindiziert, da Mitbeteiligung der Membrana interossea
Parierfraktur: isolierte Ulnarschaftfraktur, möglicherweise in Kombination mit Sprengung des Radioulnargelenks und Luxation der Handwurzelknochen
Einteilung:
Typ 1: isolierte, einfache Fraktur
Typ 2: isolierte & komplexe Fraktur
Typ 3: isolierte Radius- und Ulnarfraktur mit Luxation des Röhrenknochens (Galeazzi oder Monteggia)
Mögliche Begleitverletzungen:
Verletzung der Handgelenksbänder
Frakturen der Handwurzelknochen (Scaphoidfrakturen)
Verletzungen der Strecksehnen
Nervenschädem
Erhöhtes Risiko für CRPS/M.Sudeck
Symptome:
- Schmerzen: lokal über der Fraktur und insbesondere bei der Supination
- Kraftverlust
- sichtbare Fehlstellung (auch offene Fraktur möglich)
- Schwellung/Ödem
- Sensibilitätsstörung
Diagnostik:
Röntgen
MRT
Behandlung:
Abhängig von Funktionsanspruch und Allgemeinzustand des Patienten, welches durch das Alter, Art des Knochenbruchs usw. beeinflusst wird.
Konservativ:
Bei unkomplizierten Brüchen (keine Gelenkbeteiligung & geringe Dislokation)
Ruhigstellung, mithilfe von Gips oder Softcast für 4-5 Wochen
Operativ:
Plattenosteosynthese: bei instabilen Radiusfrakturen
Fixateur externa: bei Trümmerfrakturen, offene Frakturen
Kirschner Draht
Komplikationen:
Pseudoarthrosen
Karpaltunnel-Syndrom
Implantatlockerung- oder ausbruch
Sehnenriss (lange Daumenstrecksehne)
Nervenschädigungen, z.B. der Radialis-Nerv (Parese der Streckbewegungen)
Gefäßverletzungen
Arthrose bei Handgelenksbeteiligung
Physiotherapeutische Inhalte:
Edukation über mögliche Bewegungslimitationen, Pausen- und Belastungsmanagement
Mobilisierung und Beweglichkeitserhaltung der angrenzenden Gelenke (Finger-, Ellenbogen- und Schultergelenk, Scapula)
Resorption des Ödems und Hämatoms, mithilfe von Pumpbewegungen der Hand
Isometrisches Anspannen zur Atrophieprophylaxe
PNF-Pattern mit alltagsrelevanten Bewegungen, sofern die Bewegungen aus ärztlicher Perspektive freigegeben sind
Ratschow-Umlagerungen
Erlernen von kompensatorischen Strategien für den Alltag bzw. Training von alltagstypischen Aktivitäten
Übungen in geschlossener Kette gegen das Körpergewicht meistens ab ca. 8-12 Wochen
Supination und Extensionsbewegungen üben, soweit diese freigegeben ist
Quellen:
Aschenbrenner et al., o.J., Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie.
List M., 2009, Physiotherapie in der Traumatologie, 5. Auflage, Heidelberg: Springer-Verlag.
Reid et al., 2020, Adding mobilisation with movement to exercise and advice hastens the improvement in range, pain and function after non-operative cast immobilisation for distal radius fracture.
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