Inzidenz: circa jede 8. Frau
Epidemiologie: “57.000 Frauen erkranken in Deutschland jährlich an Brustkrebs. 17.500 Frauen sterben pro Jahr an den Folgen einer Brustkrebserkrankung. Das mittlere Erkrankungsalter an Brustkrebs liegt bei 63 Jahren” (https://www.bcaction.de/bcaction/brustkrebs-in-deutschland-europa-und-weltweit/ Letzter Zugriff: 30.12.2021)
Ursachen & Risikofaktoren:
5-10% genetisch
Frauen in der westlichen Welt haben ein erhöhtes Risiko, vermutlich aufgrund von Ernährung und Zeitpunkt/ Anzahl der Schwangerschaften
Orale Kontrazeptiva erhöhen das Risiko auch; generell hormonelle Therapie mit Östrogenen (auch postmenopausal!)
Strahlung (ionisierende und Röntgen)
Nicht bestätigt, aber häufig diskutiert werden auch Einflüsse von Alkohol- und Nikotinabusus, Adipositas u.ä. Faktoren.
Außderm spielen das Alter, eine frühe Menarche, eine späte Menopause und andere (benigne) Brusterkrankungen eine Rolle.
Nicht-Stillen
Nullipara (Frauen, die keine Kinder bekommen haben)
Brustkrebstypen:
Intraduktal: veränderte Zellen in den Milchgängen; Knoten/ Verhärtungen des Gewebes
Lobuläre: veränderte Zellen in den Drüsenläppchen (Orangenhaut, Schwellung, Überwärmung der Haut)
Flach epithelial (FEA): veränderte Zellen im Deckgewebe von Milchgängen und/oder Drüsenläppchen, Exzematöse Mamille; Paget Karzinom wächst intraepidermal duktal und macht sich durch eine ekzematös veränderte Mamille und/oder der Areola bemerkbar
Ductales Carcinoma in Situ (DCIS): veränderte Zellen in den Milchgängen.
Symptome:
Im frühen Stadium keine Beschwerden!
Leitsymptom: einseitig tastbarer, derber (i.d.R. nicht druckdolenter) Knoten in der Brust/Achselhöhle. Werden oft entdeckt wenn sie 1-2cm groß sind. Sind meist nicht verschieblich, sondern mit der Haut verwachsen.
Außerdem: Hautveränderungen der Brüste. Einziehungen über dem Tumor, grobporige Haut, Schwellung, Rötung, Geschwüre. Unterschiedliches Verhalten der Brüste beim Heben der Arme (neue Größen und Seitendifferenzen)
Positiver Plateautest/Jackson-Phänomen: bei Hautverschiebung wird die Hauteinziehung noch prominenter
Mamillenveränderungen (Verziehungen/ Einziehen (Retraktion) der Mamille, Sekretabsonderungen, Jucken, Spannungen, Schmerzen, Geschwüre/ Hautveränderungen.
Besonders vorsichtig sollte man sein, wenn: - Es bereits ein Mamma Ca an der kontralateralen Brust gab - Familienmitglieder (sehr jung, dh. unter 30) erkrankt sind - Es bereits andere Karzinome gab
Diagnostik:
Palpation (der Brust und der Lymphknoten; sh. Selbstuntersuchung)
Mammographie (Röntgen, am besten kurz nach der Menstruation; Einstufung dann nach dem BIRADS System: Breast Imaging Reporting and Data System; 1-5) Vorteil: zuverlässig, Nachteil: Strahlenbelastung; Brustgewebe reagiert sehr stark auf Strahlung, allerdings ist der Wert der Untersuchung statistisch höher als das Risiko)
Mamma-Sonografie (Abgrenzung von Zysten und Fibroadenome vom evtl. Karzinom möglich)
Biopsie (um entnommenes Gewebe zu untersuchen)
Inspektion (“Orangenhaut”, Einziehungen, Geschwüre etc)
MRT der Brust
Skelettszintigramm, Röntgen Thorax, CT usw zum Ausschließen von Metastasen
Außerdem: Galaktografie zum sichtbar machen der Milchgänge mit Kontrastmittel)
Duktoskopie: Spiegelung der Milchgänge mit einem sehr kleinen Endoskop
Duktosonografe
Thermografie (Karzinome sind meist stärker durchblutet und strahlen dadurch mehr Wärme ab als das umliegende Gewebe. Gilt jedoch als nicht so zuverlässig.)
Selbstuntersuchung:
Auch wenn bisher statistisch kein Zusammenhang zwischen der Selbstuntersuchung und einem Rückgang der Todesfälle durch Mamma Ca festgestellt wurde, empfiehlt man die Selbstuntersuchung etwa einmal im Monat. Vor der Menopause ist der beste Zeitpunkt nach der Menstruation (ca. Eine Woche nach dem ersten Tag der Regelblutung).
Ablauf:
Oberkörperfrei vor einen Spiegel stellen, Hände auf Beckenkamm und Größe/Symmetrie (Form, Position) betrachten
Dann Arme bds. hochstrecken, und von vorn & von der Seite betrachten; auf Veränderungen, Einziehungen/Vorwölbungen achten
Im Stehen: Beide Brüste nacheinander mit der kontralateralen Hand in kleinen kreisförmigen Bewegungen komplett abtasten. Dann Mamille abtasten, als ob man das Gewebe dahinter prüfen möchte. Zum Schluss die Brustwarzen einzeln zwischen Daumen und Zeigefinger drücken und kontrollieren ob Flüssigkeit austritt und wenn ja, in welcher Farbe.
Im Liegen: Alles von 3. wiederholen; v.a. die unteren Bereiche, die im Stehen nicht so gut zu ertasten sind.
Auch im Liegen: In den Achselhöhlen abtasten, ob vergrößerte Lymphknoten tastbar sind.
PT nach OP:
Typische Befunde:
Schmerzen im Bereich der Narbe
Adhäsionen der Narbe(n)
Wundheilungsstörungen
Hämatome im Bereich der OP
Veränderungen der Atmung (zur Schmerz Vermeidung, verstärkt, wenn Drainage noch drin ist)
Parästhesien im OP Gebiet, zB. in der Achsel
Störungen des scapulothorakalen Rhythmus
Bewegungseinschränkungen der Wirbelsäule (BWS, HWS) - oft aber schon vor OP da gewesen
Bewegungseinschränkungen des Schultergürtels und schmerzbedingt des Schultergelenks (hier ruhig auch den Recessus Axillaris anschauen)
Schonhaltung in Protraktion & Elevation (dh. auch typische Verspannungen/ Verkürzungen/ abgeschwächte Muskulatur)
Lymphödem auf betroffener Seite (erst ein paar Wochen nach OP!)
Sklerodisierte Lymphbahnen (Geigensaitenphänomen)
Weitere Folgen auch Fatiguesyndrom und psychische Symptome/ Folgen wie Depressionen, Krankheitsbewältigung und Akzeptanz spielen hier eine Rolle.
PT-Ziele:
Vermeidung von Immobilitätsschäden (Thrombose, Pneumonie)
Fördern des Lymphabflusses v.a. wenn Lymphknoten entfernt wurden
Verbesserung/ Erhalt der Beweglichkeit im Schultergelenk und Schultergürtel
Schmerzen lindern
Haut- und Narbenverschieblichkeit fördern
Aktivierung insuffizienter Muskelgruppen (v.a. was die Schonhaltung usw angeht): Fehl- und Schonhaltungen korrigieren
Entspannungsfähigkeit verbessern, wenn Pat. psychisch Probleme mit der Krankheitsbewältigung hat,...
Maßnahmen zum Erreichen dieser Ziele (sh. Nummern!)
Transferschulung, Sitz mit Fußboden-Sohlen-Kontakt, Gangschule (Federndes Gehen), Kreislauf/Stoffwechselgymnastik, Atemtherapie mit Fokus auf die Einatmung (CAVE: falls Nebenerkrankung wie COPD vorliegt, dann ist forcierte Einatmung eine Kontraindikation), tiefe Bauchatmung, schmerzadaptierte Dehnlagerungen,...
Hochlagern des betroffenes Armes, Manuelle Lymphdrainage (noch nicht im Aktuklinikum), Muskel-Venen-Pumpe, Anpassen und Schulen des Umgangs mit dem Armstrumpf, Aufklärung über lymph-hygienische Grundsätze (kein Blutdruck messen, Blut abnehmen, Verletzungen, Sauna,... auf der betroffenen Seite)
Aktives Bewegen/ KG: Aktiv achsengerecht, schmerzadaptiert (nur solange noch in der Entzündungsphase! Später führt das "zu vorsichtig sein"eher zu Vermeidung von Bewegung und der nicht-gewollten Schonhaltung), PNF: Scapulapattern, Armpattern, generell Scapulasetting - alles eher in Richtung posteriore Depression & Flex, Abd, AR, Kräftigung der Rückenmuskulatur,...
Lagerung (so dass es nicht zu Schwellung kommt, bequem ist, die Funktion nicht eingeschränkt ist,...), Wärmeentziehende Wickel, Kryotherapie (trotzdem nicht dauerkühlen und nicht zu kalt), Elektrotherapie (je nach Indikation/ Kontraindikationen der jeweiligen Patientin), detonisierende Streichungen, Bewegung/ KG
Schmerzadaptierte Dehnlagerungen, KG (aktives Bewegen sh. 3.), Narbenbehandlung (sh. Chirurgie, Bindegewebsmassage, ...)
sh. 3. unter Anwendung der Prinzipien der Trainingslehre und Beachtung der Wundheilungsphasen (was das Adaptieren an den Schmerz angeht), auch resistives Üben! Progressive Steigerung, wenn alles gut verheilt ist! Auch: Wahrnehmungsschulung, Üben mit Spiegelkontrolle, Bilaterales Arm- und Scapulapattern
Evtl. Gruppentherapien wie PMR, Autogenes Training,... aber auch Maßnahmen aus der Atemtherapie: Schnelle Lagerung, Beine zur Seite, Abhebeprobe (inkl. Hände unter LWS),...
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